Herbert Plinski

Hirzelstraße 31 Dieskaustraße 97

Herbert Plinski wurde in Möckern geboren und lebte in Kleinzschocher und Schleußig. Er kam aus einer Arbeiter:innenfamilie und versuchte zusammen mit Anderen, in den ersten Monaten nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Aufklärung über die verbrecherischen Machenschaften des Nazi-Regimes zu leisten. Dazu druckte er in seiner kleinen Druckerei Broschüren und Flugblätter. Im November 1933 wurde er verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat verhaftet. Später wurde er im Konzentrationslager Sachsenburg festgehalten. Dort erkrankte er an Tuberkulose woran er 1940 verstarb.

Der braune Mob kommt an die Macht

Paragraph 1 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat. Vom 28. Februar 1933: „Die Artikel 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 der Verfassung des Deutschen Reichs werden bis auf weiteres außer Kraft gesetzt. Es sind daher Beschränkungen der persönlichen Freiheit, des Rechts der freien Meinungsäußerung, einschließlich der Pressefreiheit, des Vereins- und Versammlungsrechts, Eingriffe in das Brief-, Post-, Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis, Anordnungen von Haussuchungen und von Beschlagnahmen sowie Beschränkungen des Eigentums auch außerhalb der sonst hierfür bestimmten gesetzlichen Grenzen zulässig.“

Die Sozialdemokratische Partei stimmte zwar gegen das Gesetz, war aber in der Minderheit.Kurz darauf, im Juli 1933, wurden alle Parteien außer der NSDAP verboten. Für alle die gegen das Hitlerregieme opponierten, begann nun eine schwierige und gefährliche Zeit. Trotzdem versuchten, vor allem in der frühen Phase des Nationalsozialismus, einige Menschen Strukturen zu erhalten, die der Propaganda der Nazis entgegenwirken konnten.

Klara Plinski, Herberts Mutter. Sie half im beim Aufbau der Druckerei und unterstützte ihn während seiner Haftzeit.

Einer von ihnen war Herbert Plinksi, geboren am 28. 01.1906, der vor der Machtübergabe in der Hirzelstrasse wohnte. Schon sein Vater Karl war in der Arbeiter:innenbewegung aktiv. Aufgrund seines Engagements, er hatte unter anderem Streiks organsiert, war Karl Plinksi längere Zeit arbeitslos, 1917 fiel er im 1. Weltkrieg.

Drucken gegen die Lügen

Mit 14 Jahren begann Herbert Plinksi eine Ausbildung zum Setzer und soll sich, laut Aussage seiner Mutter Klara Plinski 1929 selbständig gemacht haben. Er erwarb mit der Unterstützung eines Freundes Druckmaschinen und richtete sich in der Hirzelstraße 31 eine kleine Druckerei ein. Wahrscheinlich stand er der KPD, zumindest nach dem Gang in die Illegalität, nahe. Er soll auch Mitgliedsbeiträge für die Partei kassiert haben. Seine Mutter schrieb während seiner Haftzeit in einem Brief in dem sie um seine Begnadigung bat, dass er vor 1933 zahlreiche Aufträge der „Rotsportler“, gemeint ist damit wahrscheinlich der kommunistische Sportverein „Fichte West“ der in Kleinzschocher ansässig war, angenommen hatte.

Das Foto zeigt die mittlerweile Abgerissene Dieskaustraße 97, Datierung unbekannt.4

Die in der Druckerei gefertigten Broschüren, vor allem die, die den Reichstagsbrand behandeln sollen auch gezielt an Sympathisant:innen der Nationalsozialist:innen weitergegeben worden sein. In dieser Zeit waren die klandestinen Strukturen der KPD jedoch noch nicht sehr ausgereift und zumeist flog die illegale politische Arbeit sehr schnell auf. So auch bei Herbert Plinksi. Er wurde am 17.11.1933 in der Dieskaustraße 97 verhaftet.

Willkür und Ausgrenzung

Bis zum Oktober 1935 saß er in Untersuchungshaft. Zusammen mit Max Gerbig, Paul Alfred Arthur Schliebs, Leopold Alfons Tischer und Fritz Hermann Voigt wurde er wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens im Dezember 1935 vom Volksgerichtshof in Berlin verurteilt. Herbert Plinksi erhielt eine Haftstrafe von 2 Jahren und 10 Monaten. Zwar wurde seine Untersuchungshaft in Berlin Moabit, die fast 2 Jahre dauerte und die er wahrscheinlich in Einzelhaft verbrachte, auf die Strafe angerechnet, jedoch wurde er nach 10 Monaten Haft im Zuchthaus Zwickau erneut in „Schutzhaft“ genommen. Man brachte ihn in das Konzentrationslager Sachsenburg wo er von Oktober 1936 bis Juli 1937 gefangen gehalten wurde.

Ausschlaggebend für seine Haftdauer war von nun an nicht mehr das Strafmaß, das ein Gericht festgelegt hatte, sondern die Beurteilung durch das Personal des Konzentrationslager. Ein Akt der reinen Willkür. Auf einem Dokument ist für Ende Januar 1937 über Plinksi vermerkt:

Im Juli 1937 wurde er schließlich entlassen. Fast vier Jahre in hatte er zu diesem Zeitpunkt in verschiedenen Strafanstalten verbracht, meist abhängig von der Willkür der Behörden und seiner Aufpasser. Sein Betriebsvermögen von ca. 15 000 Reichsmark war beschlagnahmt worden . Er war vollkommen mittellos und hatte wenig Zukunftsperspektive. Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager fand er schwerlich wieder Arbeit und wurde , nach Aussage seiner Mutter Klara Plinksi, weiter von den nationalsozialistischen Behörden drangsaliert. Angetretene Arbeitsstellen verlor er meistens schnell wieder, nach dem seine politische Einstellung und seine Leidensgeschichte bekannt wurde. Zudem war er körperlich geschwächt. Während seiner Zeit im Konzentrationslager Sachsenburg, hatte er sich mit Tuberkulose infiziert und wurde nie wieder vollkommen gesund. Nach dreijähriger Krankheit starb er am 20.11.1940 im Alter von nur 34 Jahren.

Quellen:


Soweit nicht anders angegeben:


Sächsisches Staatsarchiv, StA-L, 20237 Bezirkstag / Rat des Bezirkes Leipzig, Nr. 14340

Sächsisches Staatsarchiv, StA-C, 30071 Zuchthaus Zwickau, Nr. 11685

  1. Evans, Richard: Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien, Deutsche Verlags-Anstalt, 2020, S 123. -172 ↩︎
  2. Benz, Wolfgang: Die 101 wichtigsten Fragen – Das Dritte Reich, Verlag Ch. Beck 2006, III. Auflage 2012 S. 12 ↩︎
  3. Kommission zur Erforschung der Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung bei der Bezirksleitung Leipzig der SED (Hg.): In der Revolution geboren. In den Klassenkämpfen bewährt, Leipzig 1986 S. 387 ↩︎
  4. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inventar-Nr.
    Kleinzschocher 8 ↩︎
  5. Arolsen Online Archiv, DocID: 131324322(Herbert Plinski), 1.1.37 Konzentrationslager Sachsenburg ↩︎