Karl Heft

Wigandstraße 19

Karl Heft war einer der vielen „kleinen Leute“ die bereit waren ihr Leben und ihre Freiheit zu riskieren um sich gegen die verbrecherische und menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten zur Wehr zu setzten. Zschocher war, vor allem in den Jahren 1933/34 gezielt der Repression der Nationalsozialisten ausgesetzt. Es galt als „Rotes Viertel“. Zahlreiche Personen wurden von den Nazis in Konzentrationslager und Zuchthäuser verschleppt.

von der Landarbeit in die Fabrik

Der Traum von einer Besseren Welt

Karl Heft und Karl Enders mit Genossen aus den Wommerwerken7
Streikende Arbeiter:innen der Wommer- und Pittlerwerke ca. 192612

Illegale Arbeit & Verhaftung

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten wurde er aufgrund der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar 1933 zum ersten Mal verhaftet. Nach zwei Wochen Internierung und Verhören wurde er entlassen. Die Nationalsozialisten verboten die KPD kurz darauf. Heft blieb jedoch mit seinen früheren Genoss:innen in Kontakt und unterstützte sie zunächst durch kleinere Geldbeträge und wahrscheinlich durch das Verteilen von Propagandamaterial. Im November 1933 wurde er erneut verhaftet und für sechs Wochen im KZ Sachsenhausen interniert. Dort wurde er, nach der Aussage seiner Frau Agnes Heft, von der Gestapo verhört und gefoltert . Seine Tochter Johanna schildert die Verhaftung folgendermaßen:

Johanna Kresse, 1962

Am 11. Dezember 1934 wurde er in seiner Wohnung von der Gestapo verhaftet, schaffte es aber in den Verhören, laut Aussagen der Mitangeklagten, keine Details über seine Tätigkeit preiszugeben. Hans Rößler, der ebenfalls zur Gruppe der Verhafteten gehörte, gab nach 1945 an:

Als […] meine Verhaftung am 22. Januar 1935 erfolgte, fand eine Gegenüberstellung mit dem Genossen Heft im Leipziger Polizeipräsidium statt. Da gab er an mich nicht zu erkennen. Trotz der Mißhandlung seitens der Gestapo hat er sich sehr tapfer verhalten. Er war für mich ein großes Vorbild; das gab mir Kraft, auch die mir zugefügten Mißhandlungen auszuhalten. […] Dem Karl Heft müßte eigentlich ein Denkmal gesetzt werden; denn er hat bis zum letzten Atemzug für unsere Kommunistische Partei gekämpft.15 [Rechtschreibung im Original]

Hans Rösler, 1961

Am 15. April 1936 beginnt am Oberlandesgericht Dresden der Prozess gegen insgesamt 14 Personen wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Angeklagt wurden zwölf Männer und zwei Frauen. Fast alle wohnten im Leipziger Südwesten. Karl Heft hatte zu dieser Zeit schon 18 Monate Untersuchungshaft hinter sich. Bis auf einen Freispruch, werden alle Mitglieder der Gruppe auch darunter der Lindenauer Karl Enders am 25. April 1936 zu Zuchthausstrafen zwischen 1½ und 9 Jahren verurteilt. Heft und Enders wurden mit 9 bzw. 8 Jahren zu den längsten Strafen verurteilt. Besonders die Aussagen eines ehemaligen Genossen, dem Markthelfer Oskar Alter, belasteten Heft schwer. Er rechnete wahrscheinlich nicht mehr damit, jemals wieder frei zu kommen. Bei Antritt der Strafe soll er zu dem Mitangeklagten Hans Rößler gesagt haben: „Jetzt schlagen sie hinter uns den Sargdeckel zu.“ Seine Untersuchungshaftzeit wurde nicht mit der Strafe verrechnet und so war er insgesamt zehn Jahre in den Gefängnissen in Waldheim und in Zwickau inhaftiert.

Seine Haltung im Prozess wurde von den Mitangeklagten als standhaft beschrieben. Er belastete keine Genoss:innen und bekannte sich zu seiner politischen Einstellung. Dies brachte den Senatspräsidenten des Oberlandesgerichts Dresden so in Rage, dass er bei der Verurteilung gerufen haben soll: „Der Heft ist ein unverbesserlicher Kommunist, er muss hart bestraft werden.

Karl Enders Mitte der 20er Jahre16

Karl Heft litt schon vor seinem Prozess an einer Kehlkopfkrankheit und infizierte sich während der Haft mit Tuberkulose. Die Krankheit und der lange Gefängnisaufenthalt schadeten seiner Gesundheit. Sein Freund Karl Enders, der 1935 zusammen mit Dettmann festgenommen wurde und mit ihm zusammen vor Gericht stand, starb 1938 aufgrund der Haftbedingungen im Zuchthaus Waldheim. Dettmann wurde in einem gesonderten Prozess vor dem Volksgerichtshof in Berlin zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Er überlebte die Haft und kam mit der Befreiung Deutschlands im Mai 1945 frei und lebte bis 1970 in Stralsund.

Karl Heft nach seiner Entlassung 194417
Das gemeinsame Grab von Karl Heft und seiner Tochter Hildegard19

Quellen:

  1. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, ADS 912, Bericht über die Erfüllung des Forschungsauftrages „Karl Heft“ ↩︎
  2. Sächsisches Staatsarchiv, (SächsStA-C), 30071 Zuchthaus Zwickau, Nr. 5300 ↩︎
  3. Siehe Leipziger Telefonbuch 1914 -1921, https://adressbuecher.sachsendigital.de/ ↩︎
  4. Sächsisches Staatsarchiv, (SächsStA-L), 21692 SED, Sammlung Erinnerungen, Nr. V/5/083 ↩︎
  5. SächsStA-L, 21692 SED, Sammlung Erinnerungen, Nr. V/5/234 ↩︎
  6. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, ADS 912, Bericht über die Erfüllung des Forschungsauftrages „Karl Heft“ ↩︎
  7. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inventar-Nr. F/12330/AB ↩︎
  8. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, ADS 912, Bericht über die Erfüllung des Forschungsauftrages „Karl Heft“ . ↩︎
  9. Schumann, Dirk: Politische Gewalt in der Weimarer Republik 1918–1933. Kampf um die Straße und Furcht vor dem Bürgerkrieg, Essen 2001, S. 203–210. ↩︎
  10. SächsStA-L ,21692 SED, Sammlung Erinnerungen, Nr. V/5/083 ↩︎
  11. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, ADS 912, Bericht über die Erfüllung des Forschungsauftrages „Karl Heft“ ↩︎
  12. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inventar-Nr. F/ADS/912 ↩︎
  13. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, ADS 912, Bericht über die Erfüllung des Forschungsauftrages „Karl Heft“  ↩︎
  14. SächsStA-C, 30071 Zuchthaus Zwickau, Nr. 5300 ↩︎
  15. SächsStA-L, 21692 SED, Sammlung Erinnerungen, Nr. V/5/234 ↩︎
  16. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Inventar-Nr. F/2055/AB ↩︎
  17. Ebd. ↩︎
  18. Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, ADS 912, Bericht über die Erfüllung des Forschungsauftrages „Karl Heft“ ↩︎
  19. Ebd. ↩︎
  20. Laut Friedhofsverwaltung Leipzig ↩︎