Familie Silberberg

Dieskaustraße 8

Salomon Chaim Silberberg, der am 1.4.1885 in Stopnica geboren wurde, war in erster Ehe mit Cyrla Sommer (Jg. 1891) verheiratet. Die Ehe wurde 1911 in Lodz geschlossen. Seit 1919 lebten beide in Leipzig. Hier kamen ihre Kinder zur Welt: Israel Willi, der sich später Wolfgang nannte, am 10.3.1921 und Malka am 4.6.1925. Bereits 1928 starb Cyrla Silberberg und im Jahr darauf heiratete Salomon in Warschau Brucha Zielonka, die am 2.10.1897 ebenfalls in Stopnica geboren wurde. Ihre gemeinsame Tochter Elfriede kam am 30.6.1931 in Leipzig zur Welt.
Salomon Silberberg betrieb in der Dieskaustraße 189 ein Schuhgeschäft. Auch sein Bruder Simon wohnte mit seiner Familie in Leipzig er führte sein Geschäft von 1926 bis 1938 in der Schwartzestraße 6.

Chaim Silberberg, Passfoto. Datierung unbekannt.

Der älteste Sohn Wolfgang befand sich 1936/37 in der Nähe von Bonn und war „landwirtschaftlicher Praktikant“ in einem jüdischen Umschulungslager, das junge Menschen auf eine Ausreise nach Palästina vorbereitete. Doch dazu kam es nicht mehr. Bereits am 28.10.1938 wurde die ganze Familie im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ nach Polen abgeschoben und sie fand in Lodz Unterkunft. Von März bis Mai 1939 konnte Salomon noch einmal nach Leipzig einreisen, um sein Geschäft und die Wohnung aufzulösen. Doch über die Erlöse konnte er nicht verfügen, geschweige denn sie mit nach Polen nehmen.

Im Februar 1940 errichteten die Nationalsozialisten aus den Armenvierteln der Stadt das Ghetto Lodz (ab April 1940 Litzmannstadt). Hier wurde die jüdische Bevölkerung und so auch die Familie Silberberg zwangseingewiesen.
Im Zuge der Liquidation des Ghettos kamen Salomon Silberberg (59 Jahre) und Brucha Silberberg (47 Jahre) am 20.12.1944 ums Leben. Wenig später wurde Lodz befreit. Auch ihre Tochter Elfriede (ca. 12/13 Jahre) kam im Ghetto ums Leben. Wann genau, bleibt ungewiss.


Malka arbeitete im Ghetto für den umstrittenen Vorsitzenden des Judenrates Chaim Rumkowski. Dadurch lebte sie in einem gesonderten Teil des Ghettos. Hier lernte Malka Rubin Frydmann und seine Familie kennen. Ihnen gelang es sich im Ghetto immer wieder zu verstecken bis die Rote Armee sie im Januar 1945 befreite.


Mit der Auflösung des Ghettos wurde Wolfgang 1944 nach Auschwitz deportiert. Er konnte am 27. Januar 1945 befreit werden. In Frankfurt traf er nach dem Krieg seine Schwester im Kreise der Familie Frydmann wieder. Alle wanderten in die USA aus.